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Karstadt: Vom Konsumtempel zum Allerweltsladen

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Was war das für ein Superladen, als der große, neuerbaute „Karstadt an der Lorenzkirche“ eröffnete! Die Menschen drängten sich in dem neuen Konsumtempel. Unten bei „Gerard Methèl“ gab es Baguettes, die den Verkäuferinnen förmlich aus den Händen gerissen wurden, manche noch heiß. Im Supermarkt nebenan bestaunte man die Marmeladengläser, die in echte Küchenbuffets aus Holz angeboten wurden. Teuer, aber heiß begehrt, wie viele andere Produkte. Mode, exklusiv nur bei Karstadt, qualitativ hochwertige Waren, eine bis damals unbekannte riesige Auswahl. Viele Waren gab es nirgendwo sonst in Nürnberg. Karstadt an der Lorenzkirche musste den Vergleich mit Harrod’s in London nicht scheuen. An den Adventssamstagen musste man wegen des riesigen Andrangs aus Sicherheitsgründen immer wieder schließen. In den letzten Winterwochen platzierte man große Blumenbeete; man wandelte durch die Gänge wie durch einen duftenden Blumengarten. „Erst mal zu Karstadt“ wurde für Nürnberg der Shopping-Standard. Zahlreiche Sonderaktionen fanden statt. So eröffnete eine echte englische Prinzessin die „Englischen Wochen“ und Big Ben ertönte unverwechselbar vom Dach. Der Kaufhof sah sich veranlasst, sein Erdgeschoss umzubauen, um mit dem Karstadt mithalten zu können. Dann kam der erste Einschnitt. Das Sortiment im Supermarkt wurde stark reduziert. Einige von mir gerne gekauften Salate gab es nicht mehr, für mich Anlass genug, dort nicht mehr hinzugehen. „Gerard Methel“ verschwand. Karstadt wurde Stück für Stück gewöhnlicher. Alle Sonderaktionen dieser Art wurden eingestellt. Inzwischen wird der Supermarkt von Rewe oder ähnlichem Unternehmen betrieben, da kann man gleich zu Rewe um die Ecke gehen. Es gibt keinen Grund mehr, extra wegen Karstadt in die Stadt zu fahren. Sonderaktionen fehlen, derentwegen man in das Kaufhaus geht. Das typische Event-Phänomen ist es, das potenzielle Kunden anlockt. Der Glaube, wenn 10 % der Besucher Käufer sind, dann müsse man nur diese 10 % anlocken, ist falsch. Viele Kunden brauchen die Menge an Kunden, die sie zum Kauf verleiten. Menschen lockt man mit Events an, z. B. einem „Albrecht Dürer“-Thema: Gestaltung/Deko, passende Produkte, entsprechend verkleidetes Personal: Erlebnisse im Angebot. Das ist nämlich das Zauberwort, weswegen so viele Menschen z. B. zum Christkindlesmarkt gehen, obwohl es woanders vieles preisgünstiger gibt. Stattdessen hat die Shareholder-Value-Klicke das Unternehmen „entkernt“, ausgesaugt und dann fallen gelassen. Die Kunden und vor allem die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Untergang des Unternehmens nicht schuld, müssen aber die Folgen ausbaden. Das Treiben der Shareholder-Value-Leute hat viel zum Straucheln von Galeria Karstadt-Kaufhof beigetragen. Schließt Karstadt, hat Nürnbergs Altstadt ein großes Problem.

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